Viel Zuspruch für den Flughafen und die Luftfahrt

Welche Herausforderungen beschäftigen den Flughafen Zürich, welche Bedeutung hat die Luftfahrt für den Standort und wie entwickelt sich die Mobilität? Diese Fragen standen im Fokus am Abendanlass des Komitees Weltoffenes Zürich, den dieses anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums des Flughafens an der ETH Zürich durchführte. Das Komitee Weltoffenes Zürich engagiert sich seit 1968 für die nachfragegerechte Verkehrsanbindung des Wirtschaftsstandorts an die globalen Märkte.

Rund 100 Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medien nahmen an dem Anlass teil, der von hochkarätigen Referentinnen und Referenten geprägt wurde: Regierungsrätin Carmen Walker Späh, Martin Naville, Präsident des Komitees Weltoffenes Zürich, Joël Mesot, Präsident der ETH, Josef Felder, Verwaltungsratspräsident der Flughafen Zürich AG, Regine Sauter, Direktorin der Zürcher Handelskammer und FDP-Nationalrätin, Philipp Furler, CEO Synhelion, und Chris Luebkeman, Stab ETH-Präsidium und Leiter «Strategic Foresight Hub». Andreas Schürer, Geschäftsführer des Komitees, moderierte den Anlass.

Martin Naville betonte, dass der Drehkreuzbetrieb in Zürich entscheidend sei für die Attraktivität des Standorts. Ohne diese qualitativ hochwertige Anbindung, die vom Flughafen Zürich, vom Homecarrier Swiss und allen anderen Systempartnern sichergestellt wird, wären insbesondere internationale Unternehmen nicht hier. Allgemein seien Wirtschaft, internationale Organisationen und Tourismus auf direkte Verbindungen angewiesen. Joël Mesot betonte auch die Bedeutung der Offenheit Zürichs und der Schweiz. Unter anderem erwähnte er, wie wichtig stabile Beziehungen zur EU seien – und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Schweiz bald wieder bei Horizon Europe assoziiert wird. Dies sei wichtig, um den heutigen Spitzenplatz zu verteidigen und zu stärken: Die ETH nimmt derzeit Platz sieben im internationalen Vergleich ein und ist die beste Hochschule Kontinentaleuropas.

Regierungsrätin Carmen Walker Späh blickte zurück und rief in Erinnerung, dass lange nicht klar war, dass der Landesflughafen in Zürich gebaut wird: Bern-Utzenstorf war auch im Rennen. Die Volkswirtschaftsdirektorin sagte: «Der Entscheid, den Landesflughafen im Kanton Zürich zu bauen und vor 75 Jahren zu eröffnen, ist ein guter Entscheid gewesen.» Der Flughafen sei für die internationale Erreichbarkeit, für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort und für den Wohlstand in unserem Kanton und im ganzen Land sehr wichtig. «Wir wollen einen Flughafen, der eine qualitativ hochstehende Erreichbarkeit sicherstellt. Darum bekennt sich der Regierungsrat auch klar zum Drehkreuz am Flughafen Zürich und zur Swiss als Homecarrier.»

Josef Felder hob hervor, dass Vertrauensbildung sehr wichtig sei – und sachliche Argumentation. Als nächste grosse Herausforderung hob er die Abstimmung über die Pistenverlängerungen hervor, die nächstes Jahr stattfinden wird. Für den Flughafen sei das Projekt wichtig, weil es mehr Sicherheit, mehr Pünktlichkeit und mehr Nachtruhe bringe. Einen Kapazitätsausbau gebe es nicht – auch wenn Gegner dies hartnäckig anders darstellten. Auf einer längeren Piste könnten nicht mehr Flugzeuge starten oder landen – es könne sich nur jeweils ein Flugzeug gleichzeitig auf der Piste befinden, unabhängig von deren Länge, sagte Felder. Die Pistenverlängerungen beträfen das Ostkonzept – kapazitätsgebend durch den Tag sei das Nordkonzept.

Regine Sauter sagte: «Dass wir gut verbunden sind mit der Welt, ist für die ganze Schweiz wichtig. Als Präsidentin von Aviationsuisse, dem nationalen Verband der Nutzer der Luftfahrt, setze ich mich dafür ein, dass die Interessen von all jenen berücksichtigt werden, die auf eine funktionierende Luftfahrt angewiesen sind. Übertriebener Lärmschutz und andere Restriktionen sind abzulehnen – das Korsett für die Luftfahrt ist heute schon eng.» Nicht genug betont werden könne zudem die Bedeutung der Luftfracht, die oft unter dem Radar läuft. Wichtig für Regine Sauter und Aviationsuisse ist auch die Ökologisierung der Luftfahrt.

Wie die ökologische Transformation gelingen kann, führte Philipp Furler aus. Ihm und seinem Team ist es als erstem Unternehmen weltweit gelungen, im industriellen Massstab Synthesegas ausschliesslich mit Solarwärme als Energiequelle herzustellen. Dies zeigt: Die Technologie funktioniert, nachhaltige Treibstoffe können produziert und verwendet werden. Jetzt geht es an die Skalierung. Das wird teuer, Anlagen im grossen Stil kosten mehrere Milliarden Franken. Zu hoffen ist, dass weitsichtige Investoren in der Schweiz in Technologien der Zukunft investieren.

Stichwort Zukunft – darüber sprach Chris Luebkeman. Die Zukunft der Mobilität sei intermodal – verschiedene Verkehrsträger würden sich zunehmend ergänzen. Entsprechend müsse so geplant werden, dass für verschiedene Bedürfnisse das passende Verkehrsmittel benutzt werden könne und diese gut miteinander abgestimmt seien. Zudem appellierte er an alle Beteiligten, nicht nur die Gegenwart fortzuschreiben, sondern kreativ auch völlig neue Ansätze zu denken. Die Entwicklung verlaufe disruptiv. So wie das Bild des Migros-Wagens, der vor 100 Jahren die Kundinnen und Kunden direkt zu Hause belieferte, Gelächter im Saal auslöste, werden wohl auch die Zürcherinnen und Zürcher schmunzeln, wenn sie in 50 oder 100 Jahren Bilder sehen, wie wir heute unterwegs sind.