Südschneiser sind die Freude der Woche

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des Abstimmungskampfs für die Pistenverlängerungen, dass sich Gemeinden wehren, die profitieren würden. So investiert die Stadt Winterthur zusammen mit anderen Gemeinden der Region Ost eine sechsstellige Summe in die Nein-Kampagne, was nur schon darum befremdet, weil die Stadt gerne mit der Nähe zum Flughafen wirbt und von der guten Erreichbarkeit profitiert. Vollends absurd ist der Missbrauch von Steuergeldern, wenn man bedenkt, dass Winterthur insgesamt profitieren würde. Anflüge aus dem Osten fliegen an der Stadt Winterthur vorbei respektive nur ein kleines Stadtgebiet: Die Belastung ist marginal. Die Südanflüge dagegen, die abends mit den Pistenverlängerungen reduziert würden, verlaufen zuerst quer über das Winterthurer Stadtgebiet (Wolfensberg, Bahnhof, Bruderberg, Seen) und sind in Winterthur wahrnehmbar und hörbar. Von der erhöhten Pünktlichkeit und weniger Flügen nach 23 Uhr profitieren selbstredend alle, auch die Winterthurerinnen und Winterthurer.

Ähnlich verhält es sich mit Rümlang. Auch da hat sich die Exekutive auf ein Nein versteift – obwohl Rümlang von den Pistenverlängerungen profitieren würde. Der Empa-Bericht, der Teil des Projektbeschriebs und damit des Regierungsratsbeschlusses ist, beweist dies. So nimmt der prognostizierte ZFI für Rümlang dank den Pistenverlängerungen leicht ab: 2‘204 lärmbelästige Personen mit Pistenverlängerungen gegenüber 2‘312 lärmbelästigten Personen ohne Pistenverlängerungen. Der Grund ist simpel: Weil die Piste 28 dank der Verlängerung konsequenter und damit häufiger als Landepiste benutzt werden kann, wird sie etwas weniger als Startpiste benutzt. Und es sind in erster Linie die Starts 28, die Rümlang mehr Lärm bringen. Als Bürger von Gemeinden wie Rümlang oder Winterthur muss man sich gleich doppelt verschaukelt vorkommen: Zum einen wird die Verlässlichkeit einer zentralen Infrastruktur für den Standort Zürich, ja für das ganze Land in Frage gestellt. Zum anderen wird mit Steuergeld gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung agitiert und eine Nein-Kampagne unterstützt, die vor Falschaussagen nur so strotzt. So geht es nicht.

Besser macht es die Stadt Zürich. Sie kommuniziert zwar nur auf Anfrage hin, hat sich aber explizit für die Pistenverlängerungen ausgesprochen. Der Stadtrat schreibt: «Durch die Pistenverlängerungen kommt das Südkonzept seltener zum Einsatz. Somit reduziert sich die Lärmbelastung der Bevölkerung im Süden des Flughafens und folglich auch in der Stadt Zürich.» Zudem werde eine erhöhte Stabilität im Flugplan erzielt. Dies wiederum führe zu einer verbesserten Einhaltung der Nachtsperren und trage somit ebenfalls zur Verbesserung der Lärmbelastung in der Stadt Zürich bei. Genau!

Erfreulich ist, dass auch flughafenkritische Vereinigungen die Vorteile des Vorhabens sehen. So schreibt der Verein Flugschneise Süd Nein (VFSN): «Am Flughafen Zürich sollen die Pisten 28 und 32 verlängert werden. Wir sagen aus Überzeugung Ja, damit möglichst wenig Menschen mit Fluglärm belastet werden.» Sie attestieren dem Projekt, dass es mehr Sicherheit bringt, weniger Anflüge über den Süden erfordert, zu keinen Kapazitätssteigerungen und zu mehr Nachtruhe führt und weniger Menschen durch Fluglärm belästigt. Mit Infoabenden engagiert sich der VFSN dieser Tage für die Pistenverlängerungen.

Bei allen Emotionen – es gilt nüchtern zu bleiben. Die Pistenverlängerungen bringen nicht mehr und nicht weniger, als dass so geflogen werden, wie es geplant ist. Zu den deutschen Sperrzeiten mit Südanflügen am Morgen und mit Ostanflügen am Abend. Und es findet auf verlängerten Pisten kein Flug mehr, aber auch kein Flug weniger statt.

An den Rahmenbedingungen wird nichts verändert. Es wird nur sichergestellt, dass der Betrieb wie vorgesehen stabil abgewickelt werden kann.

Jeder Bahnhof gestaltet seine Gleise so, dass die Züge halten können, wo es gemäss Fahrplan vorgesehen ist. Das soll auch dem Flughafen möglich sein.