Die Kapazität bleibt gleich

In der Diskussion um die Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich wird immer wieder das Argument ins Feld geführt, die Pistenverlängerungen führten zu einem Kapazitätsausbau. Doch ist dieses Argument stichhaltig?

Vorweg: Nein, das Argument ist falsch. Die Verlängerung der Pisten 28 und 32 am Flughafen Zürich führen zu keinem Ausbau der Kapazität.

Einerseits ist die Kapazität eines Flughafens nicht von der Länge der Piste abhängig. Denn zwischen zwei Flugzeugen muss immer ein Mindestabstand eingehalten werden, der von der Grösse der beiden sich folgenden Flugzeugen und den jeweiligen Luftverwirbelungen abhängig ist. Je grösser das vordere Flugzeug und je kleiner das hintere Flugzeug, desto grösser die Abstände. Mit der Länge der Piste haben diese Abstände und damit auch die Frequenz der startenden und landenden Flugzeuge respektive die Kapazität eines Flughafens nichts zu tun.

Andererseits haben die Pistenverlängerungen ihren Vorteil im kreuzungsfreieren Betrieb, wenn das Ostkonzept zur Anwendung kommt. Es gibt deutlich weniger Abweichungen auf das leistungsschwache Südkonzept. Dadurch verbessert sich die Pünktlichkeit. Aber wichtig: Es können dadurch nicht mehr Flüge als heute eingeplant werden. Denn die planbare Kapazität des Flughafens richtet sich nach dem Hauptbetriebskonzept, dem Nordkonzept. Dieses ist ohnehin leistungsstärker als das Ostkonzept.

Deshalb ist das Argument, die Pistenverlängerungen führten zu einem Kapazitätsausbau, falsch.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Vergleich der Entwicklung von Passagierzahlen und Flugbewegungen. Sie zeigt eindrücklich, wie sich in den letzten Jahren die Entwicklung der Zahl der Passagiere von jener der Flugbewegungen entkoppelt hat. Dank dem Einsatz grösserer Flugzeuge und besserer Auslastung ist es gelungen, die Zahl der Flugbewegungen zu stabilisieren, während 2019 – also noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie – ein Passagierrekord verzeichnet wurde. Die Passagierzahlen sind stetig gewachsen, parallel zur Entwicklung des Bruttosozialprodukts. Die Flugbewegungen haben seit der Jahrtausendwende dagegen stagniert.

Der Flughafen Zürich hat ein enges Korsett – er macht das Beste daraus. Optimierungen sind aber nötig – zugunsten von Sicherheit, Pünktlichkeit und letztlich mehr Nachtruhe für alle. Wir erwarten vom Kantonsrat, dass er diesem wichtigen Projekt zustimmt.