Die Reiselust kehrt zurück

Das erste Halbjahr 2021 war für die Luftfahrt katastrophal. Wegen der lange strikten und häufig ändernden Reisebeschränkungen ist das Passagieraufkommen im europäischen Flugverkehr gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 76,9 % eingebrochen, wie der europäische Flughafenverband ACI Europe mitteilt. Besonders drastisch war der Rückgang in Ländern, die überdurchschnittlich strikte Massnahmen beschlossen. In Irland betrug der Rückgang laut ACI 93,5 %, im Vereinigten Königreich 92,9 %, in Finnland 92,1 % und in Ungarn 91,9 %. Für die Flughäfen Wien, Zürich, München und Frankfurt beziffert ACI den Rückgang auf 86,6, 86, 90,3 respektive 80,7 %.

Etwas besser, aber auch massiv waren die Rückgänge bei der Airline Swiss. Im ersten Halbjahr beförderte sie rund eine Million Passagiere - ein Rückgang von rund 67,5 %. Was diese Zahlen bedeuten, ist bekannt: Die Swiss verlor in dieser Phase der Pandemie rund zwei Millionen Franken täglich, der Flughafen Zürich eine Million Franken. Die Swiss fuhr im ersten Halbjahr einen Verlust von 398,2 Millionen Franken ein.

Bemerkenswert ist mit Blick auf diese Zahlen, dass das System der Schweizer Luftfahrt stabil ist und die volkswirtschaftlich zentrale Anbindung an die Welt bis anhin gut gesichert werden konnte. Der Flughafen Zürich kam finanziell völlig autonom durch die Krise. Die Swiss konnte dank einer Bundesgarantie bei Banken einen Kredit über 1,5 Milliarden Franken aufnehmen, den sie aber nicht ausschöpfen musste und den sie verzinsen und zurückzahlen muss. Mit anderen Worten: Flughafen und Swiss waren vor der Krise kerngesund – und sie sind deshalb auch in der Krise erfreulich robust.

Aber natürlich – es muss wieder anziehen. Und es zieht an! Am Flughafen Zürich ist wieder Leben eingekehrt. Die Reiselust ist zurück, das ist spürbar und ablesbar in Zahlen. Ende Juni hat die Swiss wieder 90 % der Destinationen der Vor-Corona-Zeit bedient, wenn auch mit tieferen Frequenzen. Die Kapazität lag bei 50 bis 55 % im Vergleich mit 2019. Für das Gesamtjahr rechnet Swiss mit einer Kapazität von 40 % gegenüber 2019.

Richtig erfreulich nach der langen Durststrecke war der Juli. Erstmals seit März 2020 sind in diesem Monat wieder über eine Million Passagiere über den Flughafen Zürich gereist – oder exakt: 1'365'394 Passagiere. Das sind zwar 56,7 % weniger als im Juli 2019, aber 98,3 % mehr als im Juli 2020. Auch im August zeigt sich, dass der Flughafen belebt ist – und dass das System des sicheren Reisens funktioniert.

Entscheidend wird sein, dass auch der Langstreckenverkehr wieder entwickelt werden kann. Gerade für die Swiss ist eine baldige Öffnung der USA zentral. Genau wie für viele Private und Geschäftsleute, die wieder Familie, Freunde, Geschäftspartner und Kunden besuchen wollen. Sicher möglich ist das schon, nun muss die Politik entsprechend handeln.