Richtiger Fokus auf die Dreifachnutzung

Die vom Regierungsrat eingesetzte Taskforce hat ihren Synthesebericht zum Flugplatzareal Dübendorf vorgelegt. Drei positive Aspekte gleich vorweg. Erstens: Vision und Zielbild sind sehr ambitioniert formuliert. Das ist erfrischend, denn unser Wohlstand ist nicht gottgegeben, sondern muss durch Forschung, Innovationen und Unternehmergeist täglich gesichert und «neu erfunden» werden. Zweitens ist es richtig, auf eine Dreifachnutzung des Flugplatzareals zu setzen: auf Innovationspark, Flugplatz und militärische Nutzung. Drittens ist ein positives Zeichen, dass der Synthesebericht als «Flight Plan» betitelt ist: Der Name drückt aus, dass die Fliegerei auch in der Umsetzung ihren angemessenen Stellenwert erhalten soll. Richtig so.

Zur ambitionierten Zielsetzung ist anzumerken: Es verdient Anerkennung, dass die Latte hochgelegt wird. Der Flugplatz soll zu einem Leuchtturm entwickelt werden, zu einem international führenden Standort für die Forschung, Entwicklung und Erprobung von innovativen und CO2-neutralen Mobilitätslösungen am Boden und in der Luft. Das sind und bleiben Megathemen. Insbesondere die Luftfahrt muss und will durch Innovationen und den breiten Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen ökologischer werden. Neue Technologien und günstigere Produktionskosten sind der Weg dazu. Verbote oder neue nationale Abgaben behindern diese Entwicklung.

Nicht vergessen werden darf indes die Geschäftsfliegerei. Sie ist kein Hobby von Superreichen, sondern sehr wichtig für den Wirtschaftsstandort Zürich. Das Projekt Flight Plan muss so angelegt werden, dass langfristig keine Türen geschlossen werden, um Business Aviation in Dübendorf zu ermöglichen.

Ein wichtiger Punkt bezüglich der Aviatik in Dübendorf ist die Finanzierung. Dazu folgende Überlegung: Zentral wichtig ist, dass in Dübendorf die Piste erhalten bleibt und künftige Generationen alle Optionen der Nutzung offen haben.

Damit die Piste realistischerweise langfristig erhalten bleibt, muss sie aber zumindest einigermassen wirtschaftlich betrieben werden können – sonst ist die Gefahr gross, dass die öffentliche Hand regelmässig tief in die Tasche greifen muss und der Steuerzahler früher oder später den Stecker zieht.

Darum ist heikel, wenn jetzt die entscheidenden Stellschrauben, die eine bessere Wirtschaftlichkeit zulassen - Öffnungszeiten, Zahl der Flüge-, auf niedrigem Niveau fixiert werden und man sich so langfristig beschränkt. Heikel ist dies umso mehr, als die technologische Entwicklung sehr dynamisch ist. Für die Geschäftsfliegerei werden wohl schon in den 30er-Jahren hybride Antriebsformen zur Verfügung stehen. Und die Jets werden ökologischer und noch viel leiser als heute schon.

Genau dies ist ja auch das zu Recht ambitionierte Ziel des Innovationsparks – diese technologische Entwicklung voranzutreiben und mitzuprägen. Indem man die Aviatik nun langfristig klein hält, entsteht ein Widerspruch – einerseits verströmt man im Innovationsparkt Zukunftsglaube, setzt auf Innovation und neue Mobilitätsformen, andererseits zementiert man in der Aviatik auf lange Sicht eine Nutzung auf tiefem Niveau.

Da fehlt die langfristige Sicht. Der Fokus auf die Luftfahrt ist nachvollziehbar, das mutige und wichtige Vorhaben soll nicht gefährdet werden. Es darf aber nicht als Selbstverständlichkeit hingenommen werden, dass namentlich die Geschäftsfliegerei zum toxischen Dossier und somit zum Tabuthema erklärt wird. Dazu ist sie zu wichtig: Eben nicht für Superreiche, sondern für die Volkswirtschaft, für die Attraktivität des Standorts – und somit für uns alle.

Bild: Flugplatz Dübendorf, Sommer 2020, Andreas Schürer