Pioniere der Luftfahrt mit Fokus auf Ökologie

Die Luftfahrt muss ich auf ruppige politische Diskussionen einstellen. Die unsinnige Umverteilungs-Flugticketabgabe ist zwar vom Stimmvolk verworfen worden, hat sich politisch aber leider noch nicht in Luft aufgelöst. Da lohnt es sich, den Blick zum einen nüchtern auf den Zweck der Luftfahrt und zum anderen auf Erfolgsgeschichten zu richten. Die nüchternen Fakten: Der Luftverkehr wird in einer Perspektive bis 2050 global stark zunehmen. Für die Schweiz und insbesondere für Zürich ist essenziell, dass die internationale Anbindung gut bleibt und dass sich die Schweizer Luftfahrt nachfragegerecht entwickeln kann.

Dass die Luftfahrt ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten muss, ist unbestritten. Und da sind wir bei einer Erfolgsgeschichte: Das ETH-Spin-off Synhelion hat bewiesen, dass der Einsatz nachhaltiger synthetischer Treibstoffe möglich und umsetzbar ist. Das junge Unternehmen zeigt den Ansatz auf, den die Schweiz auch insgesamt verfolgen muss: Gefragt sind keine Schüsse ins eigene Knie wie durch national isolierte Abgaben, Umverteilung von der Luftfahrt auf Nachtzüge oder sonstige Schwächungen der Aviatik. Gefragt ist, dass die Schweiz als starker Wirtschafts- und Forschungsstandort einen Beitrag dazu leistet, dass die Luftfahrt ökologischer wird. In 1.August-Reden rühmen wir die Schweiz gerne als Innovationsweltmeisterin. Im Mega-Thema alternative Treibstoffe können wir unseren Erfindergeist und unsere Tatkraft beweisen.

Ein Leuchtturm in dieser Beziehung ist Synhelion. Dessen Gründer Gianluca Ambrosetti und Philipp Furler haben denn auch verdientermassen den diesjährigen Aerosuisse-Award gewonnen. Thomas Hurter, Präsident des Dachverbandes für die Schweizer Luft- und Raumfahrt, sagte am Freitag in seiner Würdigung am Flughafen Zürich, synthetische Treibstoffe ermöglichten den zeitgerechten Wechsel von fossilen auf erneuerbare Energieträger und damit den CO2-neutralen Betrieb von heutigen Triebwerken als konkrete Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels. Synhelion habe dafür den bisher effektivsten Herstellungsprozess gefunden: Er kehrt die Verbrennung um. Kohlendioxid und Wasser werden aus der Luft gefiltert und konzentriert. Der bisher einzigartige thermochemische Prozess von Synhelion lässt sie danach unter extrem hoher solar erzeugter Hitze zu Synthesegas reagieren. Die daraus gewonnenen Treib- und Brennstoffe schliessen den Kohlenstoffkreislauf und ermöglichen dadurch emissionsfreie Flüge.

Die weltweit erste industrielle Anlage für Solartreibstoffe wird derzeit von Synhelion im deutschen Jülich gebaut, ab 2023 werden da solare Treibstoffe produziert. Ziel ist, bis 2030 die Hälfte des Verbrauchs der Schweizer Luftfahrt und bis 2040 die Hälfte des europäischen Kerosinbedarfs im Luftverkehr zu decken. Dies zeigt: Es hat noch Platz für Pioniere in der Luftfahrt – Pioniere mit einem Fokus auf Ökologie.

Bild: Von links nach rechts: Rudolf Gerber, Philipp Furler, Gianluca Ambrosetti, Thomas Hurter. Quelle: Synhelion.