Logistik ist ein wichtiger Standortfaktor

Zum ersten Mal hat der TCS Zürich am Mittwoch zu einer Mobilitätstagung geladen. Sektionspräsident Thomas Lüthy sagte einleitend: «Wir wollen positive Perspektiven für die Mobilität von morgen entwickeln.» Die Bevölkerung und der Bedarf nach Mobilität würden wachsen – der Platz bleibe beschränkt. Kluge Lösungen seien gefragt.

Das Timing der Veranstaltung war gut gewählt. Regierungsrätin Carmen Walker Späh nutzte die Gelegenheit, das aktuelle Güterverkehrs- und Logistikkonzept zu erwähnen, das sie tags darauf an einer Pressekonferenz vorstellte. Zum ersten Mal hat der Regierungsrat nun ein solches Gesamtkonzept vorgelegt.

Das Konzept ist wichtig. Zu oft geht der Güterverkehr vergessen, wenn von Mobilität die Rede ist. Dabei ist er die Lebensader von Wirtschaft und Gesellschaft. Eine funktionierende Güterversorgung und -entsorgung ist für die Wirtschaft und die Bevölkerung im Kanton Zürich von zentraler Bedeutung. Die Herausforderungen sind gross. Der Güterverkehr muss leistungsfähig bleiben und nachhaltig sein. Zu rechnen ist laut Prognosen des Bundes mit einer Zunahme der Güterverkehrsleistung (Tonnenkilometer) von 24 Prozent bis 2040, unter anderem getrieben durch Bevölkerungswachstum und Online-Handel. Dabei werden allein im Kanton schon heute jährlich 94 Millionen Tonnen Güter transportiert. Dass die Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh nun im Amt für Mobilität eine Koordinationsstelle Güterverkehr- und Logistik geschaffen hat, ist der Wichtigkeit des Themas angemessen.

Auch die Prioritäten des Güterverkehrs- und Logistikkonzept sind richtig gewählt: Das Gesamtkonzept verleiht dem Thema Gewicht und führt alle relevanten Akteure zusammen. Wo möglich wird eine Verlagerung der Transporte auf die Schiene angestrebt, insbesondere in güterverkehrsintensiven Branchen wie Detailhandel, Bauindustrie und Entsorgung. Auch dies ist richtig – es ist aber leichter gesagt als umgesetzt. Hohe Priorität muss haben, frühzeitig passende Standorte für Umschlaganlagen (Hubs) zwischen Strasse und Schiene zu sichern. Dass der Kanton dies proaktiv angeht, ist zu unterstützen. Wichtig zu betonen ist, dass diese Hubs nahe bei den Endverbrauchern und Entsorgungsunternehmen liegen müssen – in den Städten Zürich und Winterthur, aber auch in den übrigen dichtbesiedelten Gebieten im Limmattal, Glattal, Oberland und an den Zürichseeufern.

Zu ergänzen ist, dass der Gütertransport nicht nur auf Strasse und Schiene zentrale Bedeutung hat. Ein bedeutender Standortfaktor ist auch eine funktionierende Luftfracht. Die vom Komitee Weltoffenes Zürich unterstützte «Luftfrachtlogistik-Studie Schweiz 2020», erstellt vom Institut für Supply Chain Management der Universität St. Gallen, hat interessante Fakten zu Tage gefördert. 50 Prozent des Gesamtexportes mit einem Warenwert von 157 Milliarden Franken wurden 2019 aus der Schweiz per Luftfracht exportiert (inklusive Edelmetalle). 25'000 Arbeitsplätze sind in den Bereichen Logistik, Industrie und Handel direkt oder indirekt der Luftfracht zuzuordnen. Auch in der Pandemie zeigte sich die Wichtigkeit der Luftfracht. Sie erwies und erweist sich als robust. Der Regierungsrat ist gut beraten, den Flughafen Zürich und die Luftfracht in seinen Logistik-Überlegungen einzubeziehen.