Komitee-Stimmen Folge 6: Christof Domeisen

Unter dem Titel Komitee-Stimmen äussern sich in diesem Blog Mitglieder des Komitees Weltoffenes Zürich regelmässig zu Themen, die wichtig sind für den Standort und dessen Anbindung an die Welt. Aktuell fragen wir nach bei Christof Domeisen, CEO der Angst + Pfister Gruppe, Mitglied im Stiftungsrat des Innovationsparks Zürich sowie Mitglied des Komitees Weltoffenes Zürich. Die Rubrik ist auch Teil des monatlich erscheinenden Newsletters des Komitees, der über diesen Link abonniert werden kann. Vielen Dank für das Interesse! 

Herr Domeisen, Sie engagieren sich als Vorstand im Komitee Weltoffenes Zürich. Dessen Kernziel ist, die gute Anbindung Zürichs und der Schweiz an die Welt sicherzustellen. Inwiefern ist die Angst + Pfister Gruppe auf internationale Vernetzung und einen intakten Flughafen Zürich angewiesen?

Die Anbindung des Wirtschaftraumes Zürich an Europa, Asien und die USA schätzen wir sehr, sind wir doch in all diesen Schlüsselmärkten aktiv mit Organisationen vor Ort. Es ist für uns sehr effizient, von Zürich aus direkt in diese Märkte fliegen zu können. Und obwohl wir in den letzten zwei Jahren sehr viel lernen durften, wie auch mit digitalen Medien Beziehungen zu Kunden und unseren internen Kollegen gepflegt und ausgebaut werden können, bleibt der persönliche Kontakt aus unserer Sicht unersetzbar.

Was motiviert Sie, sich für ein weltoffenes Zürich zu engagieren?

Mit meinem Einsatz versuche ich einen kleinen Beitrag zu leisten, Zürich als internationalen Wirtschaftsstandort zu fördern, denn wir brauchen die Anbindung über den Flughafen zu den Märkten und Universitäten der Welt.

Im Sommer sind Sie als Mitglied in den Stiftungsrat des Innovationsparks Dübendorf gewählt worden. Was ist da Ihr Antrieb für Ihr Engagement?

Unser Land ist von Innovationen abhängig. Mein Engagement im Innovationspark Zürich entspringt der Überzeugung, dass wir Flächen für die Zusammenarbeit zwischen Firmen und den Hochschulen schaffen müssen, um die Innovationsleistung langfristig nachhaltig zu halten und sogar zu verbessern. Der Innovationspark schafft die besten Voraussetzungen, dass dies gelingt.

Lange war die Entwicklung bezüglich des Innovationsparks vertrackt. Was lief schief?

Grossprojekte laufen nicht problemlos ab. Der Innovationspark wird auf grüner Wiese, sprich auf Landwirtschaftsland zu stehen kommen. Dies erfordert einiges an planungsrechtlichen Anpassungen. Dabei hat man ein Planungsinstrument angewandt, das angefochten wurde. Die Grösse des Areals verlangt nach einem ordentlichen demokratischen Umzonungsverfahren.

Eine vom Zürcher Regierungsrat eingesetzte Taskforce hat nun kürzlich eine Gesamtschau präsentiert. Regierungsrätin Carmen Walker Späh bezeichnete diese als „Schlüssel für einen Neustart“. Was macht die Qualität des Syntheseberichtes aus?

Erstmals in einem solchen Grossprojekt ist es gelungen, dass sich alle Stakeholder – vom Bund über die Gemeinden, die Hochschulen, die Wirtschaft, Skyguide, die Stiftung und weitere Exponenten – auf ein gemeinsames Zielbild verständigen konnten. Jetzt kann man mit klaren Voraussetzungen die Umsetzung an die Hand nehmen.

Auf dem Flugplatzareal in Dübendorf soll ein Forschungsstandort mit internationaler Ausstrahlung entstehen. Im Fokus steht die Dreifachnutzung mit Innovationspark, Flugplatz und militärischer Nutzung. Welche Themen sind für Sie besonders wichtig?

Aus Sicht der Angst + Pfister Gruppe ist vor allem der Bereich Advanced Manufacturing sehr wichtig, da wir in der Schweiz intensiv für die Weltmärkte forschen, damit unsere Produkte und Leistungen weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. So können wir langfristig sicherstellen, dass wir weiterhin Arbeitsplätze im In- und Ausland schaffen können.

Aus Sicht des Innovationsparks sind alle flächenintensiven Nutzungen sinnvoll, da wir hier über viel Raum verfügen. Dies beginnt mit dem Entwickeln und Testen von Drohnen für jede denkbare Einsatzmöglichkeit, dem Zusammenspiel der verschiedensten Mobilitätsteilnehmer im Bereich des autonomen Fahrens oder Fliegens und dies selbstverständlich mit auf die Umwelt angepassten Antriebssystemen. Aber auch aviatische Forschung und Beschichtungstechnologien machen aufgrund der starken universitären Forschung und der hier ansässigen Zulieferfirmen für den Innovationspark Sinn. Der Innovations-Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und trotzdem werden wir uns seitens des Innovationssparkes auf spezifische Clusters konzentrieren, damit sich vor Ort tätige Unternehmen ergänzen und unterstützen können.

Der Anspruch – das ist sehr erfrischend – ist ambitioniert. Mit Blick auf die Stärke des Forschungsplatzes mit ETH und Universität ist das auch gut begründet. Muss die Ambition gar sein, dass der „Alfred Escher des 21. Jahrhunderts“ aus dem Umfeld des Innovationspark herauswächst?

Der Innovationspark ist für alle „Alfred Eschers des 21. Jahrhunderts“ und alle „Daniel Düsentriebs“ offen. Hier soll man Dinge ausprobieren dürfen, für die man bisher weniger Mut hatte. Innovation bedeutet Risiken zu übernehmen, und eine Idee weiter zu verfolgen, bis man feststellt, dass es funktioniert oder eben nicht. Und dies alles in einem Ökosystem, das solche Entwicklungen unterstützt und beflügelt.

Einen neuen Alfred Escher braucht es im Bereich der Mobilität. Ein Mega-Thema unserer Zeit ist die Entwicklung nachhaltiger Treibstoffe, gerade auch für die Luftfahrt. Kompetitive Unternehmen sind in der Schweiz bereits mit vielversprechenden Ansätzen unterwegs – namentlich die ETH-Spin-offs Synhelion und Climeworks. Welche Rolle kann der Innovationspark spielen, um nachhaltige Treibstoffe zu entwickeln und zu fördern?

Mit der Nähe zur Empa, welche mit «Move» an diesen Treibstoffen forscht und dem guten Umfeld, das für solche Entwicklungen bereits in Zürich besteht, kann der Innovationspark die Skalierung dieser Ideen weiter vorantreiben und unterstützen. Das Flugfeld ist geeignet für Tests aller Art und die Offenheit der Gesellschaft, für klimaunterstützende Energiegewinnung einzustehen, helfen hier sicherlich auch mit, aus dem Innovationspark einen «Hotspot» für diese Themen zu machen.

Sicherlich darf festgehalten werden, dass es die Industrie mit ihrer Innovation ist, die aus den brillanten Ideen der Hochschulen und Universitäten die Produkte und Dienstleistungen entwickelt, die uns letztlich auf der Zeitachse in Einklang mit den uns geschenkten Ressourcen der Welt bringen wird.

Erhalten bleibt laut der Gesamtschau auch die Piste. Wie bereits bekannt war, ist die Geschäftsfliegerei nicht mehr vorgesehen. Welche Rolle messen Sie der Piste respektive der Aviatik im neuen Konzept?

Bezüglich Aviatik besteht die Idee, diese in die Forschungstätigkeit der Hochschulen und Firmen zu integrieren. Dabei muss auch auf die Bevölkerung und die Luftwaffe Rücksicht genommen werden. Nur ein Konzept, das allen Stakeholdern die Möglichkeit gibt, ihre Interessen einzubringen, wird Erfolg haben. Und damit sind wir wieder beim „Synthesebericht“. Auch hier konnten sich die Stakeholder auf ein gemeinsames Zielbild für Werkflüge, Forschungsflüge und die Mitbenutzung durch die Luftwaffe einigen.