Komitee-Stimmen Folge 5: Silvan Eberhard

Unter dem Titel Komitee-Stimmen äussern sich in diesem Blog Mitglieder des Komitees Weltoffenes Zürich regelmässig zu Themen, die wichtig sind für den Standort und dessen Anbindung an die Welt. Aktuell fragen wir nach bei Silvan Eberhard, Leiter Logistik und Mitglied der Geschäftsleitung der Eberhard Unternehmungen AG, SVP-Gemeinderat in Kloten sowie Vorstandsmitglied des Komitees Weltoffenes Zürich. Die Rubrik ist auch Teil des monatlich erscheinenden Newsletters des Komitees, der über diesen Link abonniert werden kann. Vielen Dank für das Interesse!

Herr Eberhard, Sie engagieren sich als Vorstand im Komitee Weltoffenes Zürich. Dessen Kernziel ist, die gute Anbindung Zürichs und der Schweiz an die Welt sicherzustellen. Wie sind die Eberhard Unternehmungen auf internationale Vernetzung und einen intakten Flughafen Zürich angewiesen?

Unser Kerngeschäft ist national und hauptsächlich im Grossraum Zürich. Für uns direkt ist die Wichtigkeit der internationalen Anbindung eher gering. Allerdings: Für viele Unternehmungen ist eine gute Anbindung an die Welt von grosser Bedeutung, ja sogar ausschlaggebend dafür, ihren Standort hier zu haben. Dies wiederum führt zu Aufträgen fürs Baugewerbe in der Region - und dies ist natürlich sehr wichtig für uns.

Sie haben letztes Jahr das Vorstandsamt im Komitee Weltoffenes Zürich von Ihrem Vater, Heinz Eberhard, übernommen. Was motiviert Sie, sich für ein weltoffenes Zürich zu engagieren?

Der Flughafen ist seit jeher ein wichtiger und grosser Auftraggeber für unser Unternehmen. Dies soll auch in Zukunft so sein und entsprechend bin ich motiviert, mich für das Komitee Weltoffenes Zürich und den Flughafen Zürich zu engagieren. Des Weiteren motiviert mich, dass das Weltoffene Zürich ein sehr gutes Netzwerk mit spannenden Persönlichkeiten ist.

Stichwort Weltoffenheit: Das Verhältnis der Schweiz zur EU wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Wie beurteilen Sie die Entwicklung? Welche Lösungsansätze sehen Sie?

Die EU ist ein wichtiger Partner für die Schweiz - umgekehrt ist dies aber auch so. Zuletzt war die Partnerschaft meiner Meinung nach relativ einseitig. Ich hoffe, dass man bald wieder zu vernünftigen Lösungen kommt, die für beide Seiten ausgewogen sind.

Die Flughafen Zürich AG plant, die Pisten 28 und 32 zu verlängern, um einen wetterunabhängigen und verlässlichen Betrieb auch am Abend sicherstellen zu können. Die Sicherheitsmarge soll erhöht, Verspätungen reduziert werden. Sie sind direkt betroffen, Teile Ihres Betriebs sind am Ende der Piste 28 lokalisiert? Wie stehen Sie dem Vorhaben gegenüber? Und wie arrangieren sich die Eberhard Unternehmungen?

Dass die Pistenverlängerung kommen wird, war bei uns immer auf dem Radar. Selbstverständlich sehen wir das Anliegen des Flughafens als gegeben und richtig an. Für die Bereiche unseres Areals im Ebirec, die betroffen sind, haben wir mögliche Lösungszenarien bereits angedacht. Selbstverständlich würden wir uns freuen, gewisse Arbeiten bei der Pistenverlängerung ausführen zu dürfen.

Sie wohnen, arbeiten und politisieren in Kloten. Wie nehmen Sie aus diesen verschiedenen Perspektiven die Entwicklung des Flughafens wahr, welchen Stellenwert hat er für Sie?

Ich bin am Flughafen aufgewachsen und schätze die Vorteile, die dieser mit sich bringt. Man hat die ganze Welt erschlossen und die Einkaufsmöglichkeiten praktisch rund um die Uhr schätzen gelernt. Was der Flughafen der Stadt Kloten bringt, zeigen die aktuellen Einbrüche bei den Steuereinnahmen durch die Coronakrise. Kloten kann sich die Anlagen von Freizeit und Sport, Hallen- und Freibad, Eisfelder und moderne Turnhallen und weitere hohe Ausgaben im kulturellen Bereich vor allem dank einer prosperierenden Wirtschaft leisten, die durch den Flughafen angetrieben wird. Dies macht Kloten attraktiv - trotz des Fluglärms. Leider sehen nicht alle die vielen Vorteile, die der Flughafen mit sich bringt, sondern stören sich vor allem am Fluglärm.

Zum Schluss eine politische Frage: In Kloten wird die Initiative „Ein Lohn zum Leben“ zur Abstimmung kommen. Gefordert wird ein Mindestlohn von 23 Franken für alle, die auf dem Stadtgebiet Kloten tätig sind. Das tönt gut – doch ist es das auch?

Ein Mindestlohn tönt im ersten Moment immer gut. Die Vorlage wie auch ein Mindestlohn haben aber auch mehrere Nachteile - und die überwiegen hier aus meiner Sicht ganz klar. Einen Mindestlohn auf kommunaler Ebene festzulegen, ergibt aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn, dies macht es höchstens auf nationaler Stufe. Es muss ein Kontrollorgan aufgebaut werden, das vor allem administrativen Aufwand bedeutet. Da die Regelung nur für Kloten gelten soll, kann sie einfach umgangen werden. Weiter müssen wir bedenken, dass wir uns aktuell in einem ausgeprägten Arbeitnehmermarkt befinden. Wir haben beispielsweise Mindestlohnempfehlungen bei Chauffeuren. Einen Chauffeur zu diesem Lohn zu finden ist jedoch eher illusorisch. Sobald der Flughafen wieder auf Hochtouren läuft, wird es in vielen Bereichen kritisch, genügend Personal zu rekrutieren, da viele in andere Branchen abgewandert sind. Dies lässt sich aktuell bereits beim Gastro- oder dem Taxi-Gewerbe beobachten – Personal zu finden ist da schwierig. Mit schlechter Bezahlung lässt sich dieses Problem kaum lösen, so lassen sich langfristig keine Mitarbeiter binden. Ich bin also klar der Meinung, dass es faktisch kein Problem gibt. Die Initiative ist reine Propaganda der Gewerkschaften und der linken Parteien. Sie geben vor, etwas für Working Poor zu tun. Gerade die Schweiz zeigt jedoch: Wer eine gewisse Leistungsbereitschaft an den Tag legt, kann viel erreichen.