Unter dem Titel Komitee-Stimmen äussern sich in diesem Blog Mitglieder des Komitees Weltoffenes Zürich regelmässig zu Themen, die wichtig sind für den Standort und dessen Anbindung an die Welt. Aktuell fragen wir nach bei Mario F. Galli, Inhaber Galli Uhren & Bijouterie AG. Die Rubrik ist auch Teil des monatlich erscheinenden Newsletters des Komitees, der über diesen Link abonniert werden kann. Vielen Dank für das Interesse!
Herr Galli, Sie engagieren sich als Mitglied des Komitees Weltoffenes Zürich. Was motiviert Sie zu diesem Engagement?
Mich hat Thomas O. Koller angefragt, ob ich nicht Mitglied werden möchte, denn damals gab es im Komitee noch kein Mitglied, das den Detailhandel mit Touristen vertrat. Abgesehen von guten Gesprächen an den Komitee-Veranstaltungen gibt es für unsere Branche viele Informationen über den Flughafen in Kloten und die Wichtigkeit des Hubs. Unser Detailhandel lebt von den Touristinnen und Touristen, nicht nur aus Asien, sondern aus der ganzen Welt.
Das Mission Statement des Komitees ist der Einsatz für die gute globale Verkehrsanbindung des Standorts Zürich. Warum ist gute internationale Vernetzung für die Galli Uhren & Bijouterie AG wichtig?
Unser Geschäft am Bellevue wurde 1882 gegründet und ist seit dem 1.1.2022 bereits in der 5. Generation. Ohne Touristinnen und Touristen hätte die Firma Galli die 140-jährige Geschichte nicht erleben dürfen. Vor Corona hatten wir einen 25-Prozent-Anteil an Touristen; an der Bahnhofstrasse in Zürich waren es 60 bis 80 Prozent.
Kaufkräftige Touristinnen und Touristen sind wegen der Corona-Pandemie lange Zeit ausgefallen. Wie spüren Sie die aktuelle Entwicklung?
Seit drei Monaten haben wir wieder viel mehr Reisende bei uns am Bellevue, aktuell machen sie rund 15 Prozent aus. Doch wir sind sehr optimistisch, dass wir den 25-Prozent-Anteil im nächsten Jahr wieder erreichen können.
Aktuell belasten viele gleichzeitige Unsicherheiten: Der Krieg in Europa, Inflation, eine drohende Energiemangellage. Schlägt sich das auf die Konsumfreudigkeit nieder? Wie sehen Sie die Perspektiven?
Nicht bei uns! Trotz der beiden Lockdowns hatten wir 2021 unser bestes Jahr seit 1882, und der Aufwärtstrend hat sich im 2022 nochmals beschleunigt. Wir und unsere Kundinnen und Kunden wollen das «alte Leben» wieder zurück und gönnen sich wieder eine neue Uhr oder ein Schmuckstück. Im Moment profitieren wir nicht nur von unserer Lage am Bellevue, sondern auch von den vielen ländlichen Geschäftsschliessungen in unserer Branche. Wir sind eine der wenigen Bijouterien, die in der Familie eine Nachfolge gefunden hat.
Und eine persönliche Frage: Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie aus den zwei zurückliegenden Pandemie-Jahren mitnehmen?
Nächstes Jahr feiere ich mein 40-jähriges Jubiläum und ich habe schon viel erlebt. Doch eine wirkliche Krise, wie sie die erste und die zweite Generation in den Weltkriegen erlebt hat oder die dritte Generation in der Uhrenkrise in den 70er Jahren, gabs bei mir nie. Während den Pandemie-Jahren haben wir gelernt, noch näher bei den Kundinnen und Kunden zu sein. Erstens waren wir für unsere Kundinnen und Kunden während den Lockdowns immer im Geschäft erreichbar und zweitens lernten wir, noch mehr online präsent zu sein. Werbung schalteten wir nur noch online, die Webseite muss selbstverständlich immer auf dem aktuellsten Stand sein, zudem können unsere Kundinnen und Kunden (mit dem Partner BOB-Finance) unsere Produkte auch in Raten bezahlen. Die Galli-Kundin und der Galli-Kunde schätzt nicht nur den Service in unserem eigenen Atelier, sondern auch die persönliche Beratung von Marco oder Mario Galli – gemäss unserem Motto: Galli hat Zeit – seit 1882.