Komitee-Stimmen Folge 2: Andreas W. Keller

Unter dem Titel Komitee-Stimmen äussern sich in diesem Blog Mitglieder des Komitees Weltoffenes Zürich regelmässig zu Themen, die wichtig sind für den Standort und dessen Anbindung an die Welt. Aktuell fragen wir nach bei Andreas W. Keller, Verwaltungsratspräsident der Diethelm Keller Holding AG und Vorstandsmitglied des Komitees Weltoffenes Zürich. Die Rubrik ist auch Teil des monatlich erscheinenden Newsletters des Komitees, der über diesen Link abonniert werden kann. Vielen Dank für das Interesse!

 

Herr Keller, die Perspektiven haben sich nach bald 1,5 Jahren Corona-Pandemie aufgehellt. Wie spüren Sie als Verwaltungsratspräsident der Diethelm Keller Holding AG die verbesserte Lage?

Life goes on! Das trifft auch in dieser für sehr viele Menschen sehr schwierigen, ja tragischen Zeit zu. Eine extrem schnelle Verschiebung vom stationären Verkauf in die E-Commerce-Welt und von physischen Treffen in das Video-Conferencing beweist den Bestand dieser alten Weisheit. Insofern erfuhren wir die Pandemie nur in einzelnen Sektoren als geschäftshemmend. Es wird sich zeigen, ob wir zurück zu den alten Gewohnheiten finden oder ob diese Veränderungen Bestand haben werden. Ich gehe davon aus, dass sich ein neues Gleichgewicht von Altem und Neuem einstellen wird. Wichtig ist jetzt die Frage, ob der wirtschaftliche Aufschwung anhält oder wieder abflacht.

Ihr Geschäft ist stark international ausgerichtet. Was erwarten Sie von der Politik - welche Rahmenbedingungen müssen verbessert respektive geschaffen werden, damit internationale Unternehmen mit Schwung aus dieser Krise kommen?

Offenheit statt Abnabelung, damit hat sich die Schweiz global grossartig entwickelt. Die gestörte Beziehung zur EU muss uns aufrütteln und uns darin bestärken, dass wir mit Scheuklappen auf dem falschen Weg sind. Zukunftsgerichtete Verträge mit der EU und Freihandelsabkommen mit unseren wichtigsten Handelspartnern müssen forciert werden, auch wenn dadurch gewisse Opfer im Inland in Kauf genommen werden müssen. Der Flughafen Zürich als immens wichtiger Wirtschaftsmotor muss wieder voll funktionsfähig gemacht werden, eine ganz wichtige Aufgabe für die Entscheidungsträger auf lokaler und eidgenössischer Stufe.

Die DKSH-Gruppe hat einen klaren Fokus auf Asien. Das bleibt trotz Corona-Krise unverändert, oder?

Wir sind in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts in Singapore und den Philippinen entstanden. Unsere enge Verbundenheit mit den Menschen und den Kulturen in diesem Raum wird fortbestehen. Auf Rückschläge folgt immer der Aufschwung, das wird so bleiben. Die Wachstumsprognosen für Asien überflügeln diejenigen für Europa.

Asien war lange abgeschottet von Europa und ist aufgrund der Reiserestriktionen immer noch schwer zugänglich. Was bedeutet das für Ihre Engagements und wie sehen Sie die Perspektiven?

Wir alle richten uns auf die neuen coronabedingten Opportunitäten aus, der Wohlstand in den meisten asiatischen Ländern wird weiterhin steigen, wir werden die Aufgaben meistern.

Wie beurteilen Sie das Krisenmanagement in Asien? Was können wir davon lernen?

Unser politisches System, unsere direkte Demokratie mit starker Subsidiarität ist und bleibt das beste System. In Krisenzeiten kann es jedoch hemmend wirken, nötige schnelle Entscheide brauchen zu viel Zeit. Da haben für den Moment die autoritären Regierungen anderswo kleine Vorteile. Mittel- und langfristig bleibt unser demokratisches Modell jedoch das erfolgsversprechendste.