Hartnäckigkeit ist gefragt

Das erste Halbjahr 2021 brachte der Flughafen Zürich AG das schlechteste Finanzergebnis der Unternehmensgeschichte. Der Verlust beträgt CHF 45,1 Mio. Dennoch - das Unternehmen kann die beispiellose Krise weiterhin aus eigener Kraft stemmen. Das verdient Respekt und ist ein Beleg dafür, dass die Privatisierung im Jahr 2000 ein wichtiger und richtiger Schritt war. Dank dem diversifizierten Geschäftsmodell sind die Erträge unterproportional zum Flugverkehr eingebrochen, ein wichtiger Pfeiler ist namentlich das Immobiliengeschäft. Die Entwicklung der Passagierzahlen war im ersten Halbjahr desaströs. Sogar gegenüber dem ersten Halbjahr 2020, in dem der erste Lockdown vollzogen werden musste, ist ein Rückgang von 60,5 Prozent zu verzeichnen. Dabei spiegelt sich der Effekt, dass der Januar und der Februar 2020 noch weitgehend "normal" über die Bühnen gingen. Normal ist seither bekanntlich nichts mehr.

Immerhin ist inzwischen bewiesen, dass das 3-G-Modell sicheres Reisen sicherstellt. Es ist auch entscheidend dafür, dass wieder Perspektiven ermöglicht werden. Getestete, Geimpfte und Genesene sollen keine Restriktionen haben und nicht in Quarantäne müssen - das bewährt sich. Gerade im Sommer hat sich der Flughafen wieder belebt, die Menschen wollen reisen, an einzelnen Spitzentagen in den Sommerferien flogen 68'000 Menschen über den Flughafen Zürich, rund 60 Prozent zu vergleichbaren Werten aus dem Jahr 2019.

Hält dieser positive Trend an, rechnet die Flughafen Zürich AG mit rund 50 Prozent der Passagiere bis Ende Jahr gegenüber der Vorkrisenzeit. Das wäre ein Wert, der hohen Geldabfluss verhindert - um wieder langfristig Investitionskraft zu generieren, ist indes eine weitere Normalisierung nötig. Die Staaten sind gefordert, das bewährte Modell mit dem Nachweis von Testung, Impfung und Genesung weiterhin anzuwenden - hoffentlich bald auch im interkontinentalen Verkehr.

Das Bedürfnis der Menschen zu reisen ist da. Gleichzeitig schreitet die Globalisierung voran, auch die Wirtschaft nimmt Fahrt auf. Das alles wird dazu führen, dass sich der Reiseverkehr langfristig wieder auf höherem Niveau einpendeln wird, auch wenn die Erholung im Geschäftsverkehr allenfalls nicht so schnell vonstatten gehen wird. 

Wichtig ist, aufgrund der kurzfristigen Schwierigkeiten die solide langfristige Planung nicht zu vernachlässigen. Darum: Die Verlängerungen der Pisten 28 und 32 sind nötig, um einen wetterunabhängigen, verlässlicheren Betrieb auch am Abend sicherzustellen. So werden die Sicherheitsmarge erhöht und die Anfälligkeit für Verspätungen reduziert, was dank geringerem Druck auf späte Flüge allen zugutekommen wird und den Süden von unplanmässigen abendlichen Anflügen entlastet. Darum ist erfreulich, dass der Regierungsrat mit Beschluss vom 19. Mai 2021 das Vorhaben unterstützte. Nun ist der Kantonsrat am Zug. Er wird Sicherheit und Verspätungsreduktion hoffentlich höher gewichten als ideologische Argumente.