Die USA sind endlich wieder offen

Nach fast 20 Monaten können geimpfte Europäer seit dem 8. November wieder unkompliziert in die USA fliegen. Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zurück in die Normalität. Freunde und Familienmitglieder können sich genauso wieder treffen wie Geschäftspartner und Unternehmenskollegen.

Wie viele der Öffnung der Nordatlantik-Strecken in der Schweiz entgegengefiebert haben, zeigt die starke Nachfrage. Die Thematik wirft aber auch ein Schlaglicht darauf, wie eng die Volkswirtschaften Amerikas und der Schweiz verflochten sind, wie wichtig für die Schweiz ein intaktes Luftfahrtsystem mit Hub und Home Carrier ist – und dass die Bedeutung der internationalen Anbindung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Die Nordatlantik-Strecken sind für die Schweiz von strategischer Bedeutung. Für die Airline Swiss sind die USA das wichtigste Verkehrsgebiet. Vor der Corona-Krise hat Swiss – Direktflüge ab Genf mitgezählt – 68 wöchentliche Verbindungen in die USA angeboten. Ab Zürich war New York vor 2020 auf Platz 6 der Top-Destinationen – vor Paris, Frankfurt oder Barcelona. Das kommt nicht von ungefähr: Die USA sind heute der grösste Exportmarkt für die Schweiz – vor Deutschland ! Die USA sind die bedeutendste Destination für Schweizer Direktinvestitionen und amerikanische Firmen die grössten Direktinvestoren in der Schweiz. Mehr als ein Dutzend der grössten Firmen der Welt sind im Wirtschaftsraum Zürich angesiedelt. Top Unis, Fintech Start-ups, internationale Verbände, Forschung machen Zürich zu Zurich.

 «Internationals» wie IBM oder Google sind wertvoll für den Wirtschaftsraum Zürich – und für unseren Wohlstand. Um sie halten und Neue anziehen zu können und um das Mobilitätsbedürfnis von Menschen, Firmen und Organisationen zu bedienen, sind ein intaktes Luftfahrtsystem und eine exzellente internationale  Anbindung zentral. Es ist deshalb erfreulich, dass die Airline Swiss trotz nötigen Einschnitten ihrer Kernstrategie treu bleibt: Dank eines engen Netzes aus Kurz-, Mittel- und Langstrecke sollen weiterhin mehrmals täglich Ziele in Europa und mindestens einmal täglich Destinationen in anderen Kontinenten angeflogen werden.

Dass die USA sich für Reisende aus dem Schengen-Raum öffnen, gibt Perspektiven. Die Politik muss zudem die Rahmenbedingungen so gestalten, dass sich die Luftfahrt gut aus der Krise heraus entwickeln kann. Dass sie kein Selbstzweck ist, hat die Krise vor Augen geführt, Studien untermauern es. Laut BAK Economics hat allein der Flughafen Zürich vor der Krise mehr als 27’000 Arbeitsplätze und eine jährliche Wertschöpfung von Milliarden Franken generiert. Zudem wurden 40 % der wertmässigen Exporte über ihn abgewickelt – und rund 200 Destinationen mit Direktflügen erschlossen. Das muss so bleiben: Ein Wirtschaftsstandort ist gut erreichbar – oder er existiert nicht.

Autor: Martin Naville, CEO Swiss-American Chamber of Commerce und Präsident Komitee Weltoffenes Zürich