Erst vier Jahre ist es her, als das linke Lager aufgrund der Corona-Pandemie die Zeit gekommen sah, ihre Vorstellungen von Mobilität langfristig durchzudrücken. Marionna Schlatter, Nationalrätin der Grünen, postulierte zum Beispiel im Mai 2020 in der Sondersession über das Luftfahrtgesetz: «Die Redimensionierung des Flugsektors im Zuge der Corona-Krise erlaubt eine Ausweitung der Nachtruhe auf den Landesflughäfen auf einheitliche acht Stunden.» Die Zürcher Nationalrätin sah in der Corona-Krise also offensichtlich die Chance, die Luftfahrt einzufrieren und die Rahmenbedingungen weiter zu verschärfen, obwohl sie beim Flughafen Zürich bereits so strikt sind wie an keinem vergleichbaren Drehkreuz in Europa.
Die Menschen lassen sich nicht einfrieren. Mobilität ist und bleibt wichtig. Dies belegen aktuelle Zahlen der Flugsicherung Skyguide zum ersten Halbjahr 2024. Skyguide hat im ersten Halbjahr 628'205 Flüge nach Instrumentenflugregeln (IFR) kontrolliert und überwacht. Dies entspricht einer Zunahme von 12.8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und - und gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 nur noch einem Minus von 0.5 Prozent. Das Vorkrisen-Niveau ist also fast wieder erreicht. Die Airline Swiss rechnet derweil damit, dass die Kapazität 2024 voraussichtlich rund 95 Prozent des Vorkrisenniveaus im Jahr 2019 erreichen wird.
Für Verschärfungen der Rahmenbedingungen besteht folglich kein Spielraum. Sie würden die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Luftfahrt und letztlich die gute Anbindung an die Welt gefährden. Wie wichtig die verlässliche internationale Vernetzung ist, zeigen Prognosen des Internationalen Luftfahrtverband Iata. Er rechnet in den kommenden rund zwei Jahrzehnten mit einer Verdopplung der Passagierzahlen - von 4,3 Milliarden auf 8,6 Milliarden bis 2043.
Statt linksgrünem Wunschdenken ist in diesem Kontext nüchterne Standortpolitik gefragt. Das Leitmotiv des Komitees Weltoffenes Zürich behält seine Gültigkeit: «Ein Wirtschaftsstandort ist gut erreichbar – oder er existiert nicht.»