Das tönt gut, ist aber gefährlich

Der Kantonsrat will Zürich mit direkten Zugverbindungen an möglichst viele europäische Wirtschaftsräume anbinden. Der Regierungsrat soll nun dazu eine Vorlage ausarbeiten. Die Motion wurde am Montag im Rat einzig von der SVP-Fraktion bekämpft und kam am Montag mit 119 : 49 Stimmen durch.

Eine bessere Vernetzung Zürichs mit Europa auch auf der Schiene ist grundsätzlich zu begrüssen. Störend ist indes, dass Grüne, SP und GLP nicht in erster Linie die Anbindung Zürichs verbessern, sondern vor allem die Luftfahrt eindämmen und den Flughafen Zürich als wichtigen internationalen Knoten schwächen wollen. Der Vorstoss läuft offensichtlich unter dem Motto: Hier die gute Bahn, da die böse Luftfahrt.

Die Zukunft der Mobilität ist intermodal: Reisen müssen aus einem Guss planbar sein, so dass die Stärken jedes Verkehrsmittels einfach genutzt werden können. Aber wichtig ist: Es muss um ein Miteinander gehen. Nicht um ein Gegeneinander. Vorbildlich ist die Zusammenarbeit der Swiss und der SBB. Sie bauen das Swiss Air Rail Streckennetz aus - mit Luzern und Interlaken werden per 11. Dezember 2022 zwei beliebte Tourismusstädte und Ausgangspunkte für Reisen in andere Regionen ins Streckennetz aufgenommen. Dank umsteigefreien Direktverbindungen mit dem Zug sind Interlaken und Luzern mit nur einem Umstieg aus Tokyo, New York oder São Paulo erreichbar. Insgesamt umfasst das Streckennetz von Swiss Air Rail nun 11 Destinationen.

Wichtig ist auch: Das Zusammenspiel von Bahn und Luftfahrt muss so ausgestaltet sein, dass in Zürich langfristig ein Drehkreuz betrieben werden kann. Sonst schaden wir dem Standort enorm. Anders als die Motionäre orakeln, ist überhaupt nicht absehbar, dass Luftfahrt an Bedeutung verlieren wird. Die Nachfrage nimmt zu: Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum und – allen Unkenruf zum Trotz – steigende weltweite Vernetzung sind die Gründe dafür.

Einen Nachtzug nach Barcelona oder Warschau bieten zu können, kann für manche attraktiv sein. Für den Standort ist aber zentral, dass der Wirtschaftsraum Zürich langfristig verlässlich und direkt an die weltweiten Zentren angebunden ist. Dass wir auf einen stabilen und zuverlässigen Flughafen Zürich zählen können. Dafür ist auch die Kurzstrecke wichtig. Viele Passagiere auf der Kurzstrecke nutzen auch die Langstrecke – ohne sie wäre ein Drehkreuzbetrieb nicht möglich. Zürich würde zum Provinzflughafen, die gute Anbindung ginge verloren.

Der Klimaaspekt ist wichtig, da ist den Motionären zuzustimmen. Gerade mit Blick auf das absehbare weltweite starke Wachstum der Luftfahrt muss die Ambition Zürichs und der Schweiz sein, die Ökologisierung der Luftfahrt voranzutreiben. Das ETH-Spin-off Synhelion SA mit seinem nachhaltigen Treibstoff ist ein gutes Beispiel dafür, dass das möglich ist. So erzielen wir konkrete Wirkung.