Aufgehellte Perspektiven - und Herausforderungen

Nach einem ersten Quartal, das noch von der Pandemie geprägt war, hat sich das Passagieraufkommen am Flughafen Zürich im Verlauf des Jahres deutlich erholt. Schlüssel-Player wie die Flughafen Zürich AG und die Swiss dürften 2022 wieder Gewinne erzielt und Investitionskraft aufgebaut haben. Und auch emotional ist schön und wichtig, dass am Flughafen Zürich wieder das eingekehrt ist, wofür wir ihn kennen und schätzen: pulsierendes Leben.

Positiv zeigt sich auch das Bild der Verkehrszahlen. 2022 sind wieder mehr als 22 Millionen Passagiere über Zürich geflogen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 zählte der Flughafen Zürich 10.2 Millionen Passagiere. Im Rekordjahr 2019 waren es knapp über 30 Millionen Passagiere.

Die Tendenz stimmt also – uns stehen aber einige Herausforderungen bevor. Drei seien hier hervorgehoben.

  1. Die Ökologisierung der Luftfahrt ist voranzutreiben. Der Königsweg sind nachhaltige Treibstoffe. Die Branche macht geeint vorwärts, das ist erfreulich. Umso wichtiger ist, dass das revidierte CO2-Gesetz, das nachhaltige Treibstoffe fördert, im nationalen Parlament nicht durch Verbote oder neue Abgaben ergänzt wird. Dies würde der Luftfahrt bloss jene Mittel entziehen, die sie für eine entschlossene Ökologisierung braucht.
  2. Bezüglich der weitgehenden Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Lärmbekämpfung ist darauf zu pochen, dass nicht nur der Lärm gewichtet, sondern auch eine Güterabwägung mit den Aspekten Siedlungsentwicklung und Mobilität vorgenommen wird. Wenn die einseitigen Empfehlungen der Kommission auch nur annährend so umgesetzt würden, hätte dies massive Auswirkungen auf Luftfahrt, Bahn und Schiene. In Frage gestellt wären aber auch die Siedlungsentwicklung und die Verdichtung nach innen. Der neue Verkehrsminister Albert Rösti ist gut beraten, bei diesem Thema auf die Bremse zu treten.
  3. Und last but not least: Wir setzen uns dezidiert dafür ein, dass die Verlängerungen der Pisten 28 und 32 vom Kantonsrat und von der Zürcher Stimmbevölkerung angenommen werden. Die Verlängerungen bringen mehrfache Vorteile:
  • Die Komplexität des Betriebs wird reduziert
  • Die Stabilität wird erhöht, wie es die Sicherheitsüberprüfung des Bundes empfiehlt
  • Die Pünktlichkeit wird verbessert
  • Die Zahl der Nachtflüge wird reduziert
  • Die Zahl der Lärmbetroffenen wird verringert - auch der Monitorwert im Zürcher Fluglärm Index (ZFI) nimmt ab, wie es die EMPA berechnet hat

Der Ruf nach weiteren Kapazitätsbegrenzungen ist nicht gerechtfertigt. Der Flughafen Zürich hat bereits heute das engste Korsett der vergleichbaren Drehkreuze in Europa. Bei mehr als 320'000 Flugbewegungen pro Jahr muss der Kanton gemäss Flughafengesetz Massnahmen zur Bewegungsbeschränkung prüfen. Und vor allem: 2010 ist die Nachtruhe erneut ausgedehnt worden - von 00.30 bis 6 Uhr auf neu 23.30 bis 6 Uhr. Vor 2000 dauerte sie "nur" von 00.30 bis 5 Uhr.

Die Pistenverlängerungen sind ein ausgewogenes Sicherheits- und Stabilisierungsprojekt. Wir brauchen einen verlässlichen Flughafen Zürich, der uns gut mit der Welt vernetzt. Denn unser Slogan hat auch im Jahr 2023 Gültigkeit: "Ein Wirtschaftsstandort ist gut erreichbar – oder er existiert nicht."